Simplicity — das bedeutet übersetzt u.a. Einfachheit, Unkompliziertheit, Schlichtheit oder Klarheit.  Laut Stephen Hay wird diese meist durch das Reduzieren von unnötigem Ballast erreicht. In seinem Talk „Maintaining Simplicity“ bei der beyond tellerrand Konferenz 2014 plädiert er dafür, das Konzept umzudrehen und erst gar nichts Unnötiges hinzuzufügen.

Hay zufolge ist das universale Ziel einer Website, den Nutzer von A nach B zu führen — und zwar direkt: A B. Ohne Umwege. Ohne einen „pile of poo“, also einen Haufen Scheiße dazwischen, wie er es bildlich ausdrückt. Web-Entwickler bauen seiner Meinung nach häufig Rube-Goldberg-Maschinen, also komplexe Interfaces statt einfacher, nutzerfreundlicher Websites.

Seit einiger Zeit streben Menschen mehr und mehr nach Einfachheit — sowohl im privaten Umfeld, als auch im Design und Web-Design. Usability, User Experience und Minimalismus sind Schlagworte, die in aller Munde sind. Stephen Hay griff die Themen bereits 2014 auf, doch viele seiner Überlegungen sind heute nicht weniger aktuell als vor vier Jahren.

Was sind also die wichtigsten Punkte, die er in seinem Vortrag anspricht?

Acht Tipps für eine simple, nutzerfreundliche Website

Zu Beginn seines Talks stellt Hay acht Schritte vor, um Websites einfach und userfreundlich zu gestalten und das Ziel der „Simplicity“ zu erreichen:

  1. Zeigen Sie auf Ihrer Website keine unwichtigen Dinge.
  2. Überfordern Sie Ihre Nutzer nicht mit zu vielen Informationen.
  3. Verwirren Sie Ihre Nutzer nicht.
  4. Denken Sie immer zuerst an Ihre Nutzer und nicht an die Technologie — selbst wenn sie diese schon gekauft haben. Dies wird Ihnen am Ende teurer kommen, als wenn Sie von Anfang nach dem Mantra „User First“ vorgehen.
  5. Vermeiden Sie (Pop-Up) Fenster mit zu viel Text — dieser wird nicht gelesen.
  6. Wenn etwas in einem bestimmten Browser nicht funktioniert, dann ist dies kein Browser Problem, sondern ein Design Problem.
  7. Links, die wie Buttons aussehen und nicht den Zweck eines Buttons erfüllen, sind eine schlechte Idee.
  8. Achten Sie auch auf den Code Ihrer Website. Vermeiden Sie falschen oder komplizierten Code.

Nur weil es einfach aussieht, ist es nicht einfach

Hay unterscheidet aus diesem Grund zwischen einfach und einfach aussehend. Um den Unterschied zu verdeutlichen, nennt er ein Beispiel: Das Hamburger Menü-Icon, das häufig in der Website Navigation eingesetzt wird. Dieses Symbol sieht zwar simpel aus, aber viele Menschen wissen oder wussten nicht auf den ersten Blick, was es bedeutet. Hay argumentiert, dass ein Text oder Link namens „Menü“ für die meisten Menschen verständlicher ist.

Das Hamburger Icon mag heute geläufiger sein als im Jahr 2014, doch das Beispiel demonstriert, worauf Hay hinaus will: Das Internet hat ganz unterschiedliche Nutzer — ältere und jüngere, web-affine und weniger web-affine Menschen sowie Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen. Nicht alle verstehen Symbole wie einen Hamburger auf Anhieb. Wollen Sie, dass Ihre Website für alle potentiellen Nutzern gleichermaßen verständlich ist, so sollten Sie Ihre  Website so einfach, nutzerfreundlich und selbsterklärend wie möglich gestalten. Gehen Sie dabei stets nach dem „User-First“-Prinzip vor.

Die Technologie-Falle vermeiden

Einer der größten Fehler beim Erstellen von Websites ist es laut Hay, technologische Entscheidungen zu treffen, bevor der Content oder das Design einer Website feststehen. Selbst wenn eine Technologie cool oder hochfunktionell ist, bedeutet dies nicht, dass sie die richtige Technologie für Ihre Website, Ihre Inhalte und die Bedürfnisse Ihrer User ist.

Eine Frage, die Sie sich stellen sollten

Hay stellt auch das Konzept des „Zero-Based Budgeting“ vor: Dabei sollten Sie Mitbewerber-Muster, Trends, Pattern Libraries, Frameworks und herkömmliche Meinungen genauso ignorieren wie Budgets, vorhandene Technologien und bisherige Entscheidungen. Stattdessen konzentrieren Sie sich ausschließlich auf das Problem, das Sie aktuell lösen wollen. Hay empfiehlt, sich in diesem Zusammenhang folgende Frage zu stellen:

„Was würden Sie tun, wenn Sie komplett neu starten könnten?“

Selbst wenn ein kompletter Neustart häufig nicht realistisch ist, eröffnet die Frage neue Denkansätze und Ideen.

Der Weg zum nutzerfreundlichen, einfachen Interface

  1. Starten Sie bei Null.
  2. Hinterfragen Sie alles, was Sie hinzufügen, ausgiebig.
  3. Halten Sie inne. Verfeinern Sie nur, wenn es wirklich notwendig ist. 

Ihr Ziel sollte dabei ein „Zero Interface“ sein, also: A B, Denken Handeln. Ohne Störungen oder Ablenkungen, so wie Amazons One Click Kaufoption. Dennoch weist Hay darauf hin, dass gewisse Bremsmechanismen erwünscht sind — selbst Amazon fragt bei der One Click Option nochmals, ob ein Nutzer ein Produkt wirklich kaufen will. Ein guter Website Flow bietet Nutzern also auch die Möglichkeit, Fehler zu vermeiden oder rückgängig zu machen.

Das Fazit von Stephen Hays beyond tellerrand Vortrag:

Konzentrieren sie sich auf Einfachheit (Simplicity) und Sie werden alle (oder zumindest die meisten) Nutzer dazu befähigen, ihr Ziel zu erreichen. 

Stephen Hays Vortrag: 

Stephen Hay – Maintaining Simplicity – beyond tellerrand Düsseldorf 2014.