Sie haben mit Sicherheit schon öfters von Design Thinking gehört — ein Begriff, der die letzten Jahre einen wahren Hype erfahren hat. Auch ich habe Bücher zum Thema gelesen und mich damit beschäftigt, wie ich durch Kreativität Probleme lösen kann und lerne, freier und innovativer zu denken.

Design Thinking hat viel mit UX Design gemeinsam, wie ich von Arvid Brobeck, Head of UX bei Digitas in London lernte. Bei beiden Ansätzen stehen die Menschen im Mittelpunkt.

Die Agentur IDEO — gegründet von David Kelley, einem der Begründer des Design Thinking Ansatzes — bringt dies auf den Punkt:

„As pioneers of human-centered design, we keep people at the center of our work … [W]e’re always designing solutions for people first. We’re building to learn, and learning as we build, through inspiration, ideation, and implementation.“

Wenn wir in erster Linie für Menschen designen, dann sollten Menschen unsere Produkte (dazu gehören Websites oder Apps) auch testen — und zwar nicht erst, wenn diese fertig gestellt und online sind, sondern so schnell und so früh wie möglich. „Genügt es nicht, wenn ich und mein Team das Produkt teste?“, fragen Sie sich an dieser Stelle vielleicht. Nein! Denn Sie kennen Ihr Produkt und Ihr Unternehmen in- und auswendig und sind aus diesem Grund mit Sicherheit voreingenommen. (Mehr zu dem Thema Voreingenommenheit bzw. Bias können Sie hier nachlesen).

Doch keine Sorge, Usability Tests und Prototypen müssen weder unglaublich kompliziert noch aufwändig sein. Arvid Brobeck hat mir nämlich auch beigebracht, wie man einfach und schnell Prototypen entwickelt.

In kurzer Zeit zum ersten Prototypen

Die Palette an Prototypen reicht von simplen Post-Its bis zu aufwändigeren Modellen, die mit entsprechender Software gestaltet werden. Bevor Sie einen Prototyp bauen, können bzw. sollten Sie sich auf unterschiedlichen Ebenen Fragen stellen (mehr zum Stellen der richtigen Fragen können Sie hier nachlesen). Abhängig davon, welche Fragen Sie beantworten wollen, wählen Sie Ihr Prototyping-Tool.

Alle hier genannten Tools haben Sie vermutlich selbst bei der Hand oder sie können eine gratis Testversionen herunterladen. Zur Illustration möglicher Fragestellungen habe ich übrigens AirBnB als Beispiel herangezogen.

Konzept

Fragen: Was ist es? Wie funktioniert es ganz grundlegend? Wie schafft es Wert?

Beispiele: Wollen Menschen ihre Wohnung an fremde Menschen vermieten? Wollen Menschen Wohnungen von fremden Menschen mieten?

Tools: Post-It’s und Stifte

Prototyp Beispiel: Post-Its.

Low-Fi

Fragen: Was will ein Benutzer immer wieder mit dem Produkt tun?

Beispiel: Will ein Nutzer eine Wohnung mieten, welche Informationen werden von ihm benötigt?

Tools: Balsamiq

Prototyp Beispiel: Balsamiq.

Mikro

Fragen: Ist das klar?

Beispiele: Wenn ein Benutzer mehrere Wohnungen buchen möchte, kann er es in einer Sitzung tun oder muss er zurück zu Home? Welche Probleme können bis zur Bestätigung einer Buchung auftreten? Können Listung und Buchung in der gleichen App erfolgen?

Tools: Keynote or Powerpoint

Makro

Fragen: Wenn das passiert, wie wird es genau funktionieren?

Beispiele: Möchte ein Benutzer mehr als eine Unterkunft buchen? Können Listung und Buchung in der gleichen App erfolgen? Möchte ein Benutzer mehr als eine Unterkunft buchen? Welche Probleme kann der Benutzer bis zur Buchungsaktivierung haben?

Tools: InVision, Sketch, UI kit

Prototyp Beispiel: InVision.

Proof of Concept

Fragen: Was muss getestet werden, um die Machbarkeit der Idee zu beweisen/zeigen?

Beispiel: Welche Dienste müssen wir entwickeln, um die Funktionen der App zu unterstützen?

Tools: Sketch, Principle

Prototyp Beispiel: Sketch.

Rapid Proto

Fragen: Wie interagieren die Menschen mit der Technik?

Beispiel: Kann die App dazu benützt werden, um Autos zu öffnen (Car2Go, DriveNow)

Tools: Usability Tests, Beobachtung

 

Viel Spaß beim Ausprobieren und Testen!

 


 

Weiterführende Literatur:

Kelley, D., & Kelley, T. (2013). Creative confidence: unleashing the creative potential within us all. New York: Crown Business.